Weben

Das Weben ist im Lauf der Jahre neben dem Goldschmieden einer der beiden Schwerpunkte des Werkhofs geworden. Es scheint uns, wie kaum ein anderes Handwerk, ganz elementar mit dem Menschen verbunden und ist mehr als nur Hand-Arbeit.

Wer einmal im Webstuhl sitzt, mit den Füßen nach unten tritt, mit den Händen das Schiffchen energisch auf den Weg schickt, es wieder auffängt und mit der Lade von hinten nach vorn den Schussfaden anschlägt, der arbeitet mit dem ganzen Körper. Und wenn dann auch noch die Füße – ohne Augenkontrolle – bis Vier oder gar Acht zählen müssen, dann bekommen wir schnell zu spüren, wie wenig wir von unseren Füßen wissen.

Doch das ist nur ein Aspekt. Beim Weben hat die Planung einen recht großen Anteil: Material / Dichte / Bindung / Farbe / Nachbehandlung fordern Entscheidungen, die für die Kette bindend sind. Mehr Freiheit haben wir dann beim Schuss und können mit Materialien und Farben bei gleicher Kette sehr unterschiedliche Flächenwirkungen erzielen.

Das Spektrum unseres Kursangebots reicht von Webwochen zum Kennenlernen über die Grundkurse, das Modulangebot bis zu speziellen Themenbereichen für die verschiedenen Bedürfnisse. Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit, das Weben mitsamt der Theorie systematisch zu erlernen, in der WEBERKLASSE bis zum Gesellenstandard, dann in der MEISTERKLASSE bis zur kompetenten Anwendung des Könnens.


WERKSTATTAUSSTATTUNG

Bauernwebstuhl mit Rollenzug, 4 –12 schäftige Kontermarschwebstühle mit und ohne Schnelllade bis 1,80m Webbreite, z.T. mit Direktzettel und 2. Kettbaum, Jacquardwebstuhl mit Kartenschlagmaschine, 8-schäftiger Damastwebstuhl mit 21 Musterschäften, Dobbywebstühle mit 16 bzw. 24 Schäften, computergesteuerter Musterwebstuhl (Arm Patronic), Musterwebstühle bis 16 Schäfte.


BITTE ZU ALLEN WEBKURSEN MITBRINGEN
Schere, Bandmaß, Stecknadeln, dicke Socken zum Weben, Schreibzeug, Farbstifte; falls gewünscht, eigenes Webmaterial. 

Die Termine zu den Kursen, die wir in diesem Jahr anbieten, finden Sie im Kalender

Schnupper- und Projektkurse

Frei von aller Theorie kann in dieser Woche mit fachkundiger Hilfe und Unterstützung nach Herzenslust gewebt werden. Manchmal sind Webstühle noch von den letzten Kursen eingerichtet und dürfen abgewebt werden.
Dieser Kurs ist ebenso gut geeignet, sich mit unserer Hilfe an ein eigenes Vorhaben zu wagen. Vielleicht ist auch der Webstuhl zuhause nicht breit genug für das geplante Projekt!
Ein passender Webstuhl kann bei rechtzeitiger Anmeldung dafür frei gehalten werden. Wer für die Planung Hilfe haben möchte, kann gerne – am besten einige Wochen vorher – bei uns Rat bekommen.


Grundkurse

WEBEN I - Einrichten eines Webstuhls
Da steht nun der neue Webstuhl, geerbt oder gekauft, zu Hause und macht einen leicht bedrohlichen Eindruck. ... Dem kann Abhilfe geschaffen werden.  
In diesem Kurs werden wir von der Gewebeplanung über das Schären und Aufbäumen der Kette bis zum Weben alle Arbeitsschritte praktisch vollziehen und anschließend aufschreiben, so dass jede Teilnehmerin ihr eigenes Fachbuch für sich erarbeiten kann. Ein Kapitel wird auch der Schnürung von Kontermarschwebstühlen gewidmet sein, denn die gute Fachbildung ist neben dem kunstgerechten Spulen das A und O des Webens.
Die Vormittage dienen der Theorie, an den Nachmittagen werden wir in der Werkstatt im Tun an den verschiedenen Webstühlen erleben, welch eigenes Zeitgefüge entsteht, bis aus den Fäden auf den Spulen ein Gewebe entstanden ist.
Beruhigend ist, dass beim Handweben die vielen Arbeitsschritte vom Faden bis zum Gewebe sämtlich durchschaubar und nachvollziehbar sind. So erwächst in der Woche das nötige Grundwissen, das den eigenen Webstuhl zuhause vom „Feind“ zum „Freund“ werden lässt.

WEBEN II - Einführung in die Bindungslehre

Das Geheimnis der Patrone, der „technischen Zeichnung“ des Webers, wird entschlüsselt. Um erst mal Sicherheit zu bekommen, liegt der Schwerpunkt auf Bindungen, die mit vier Schäften gewebt werden können. Sie werden so durchgearbeitet, dass Veränderung in Einzug, Schnürung oder Trittfolge als mögliche „Spielelemente“ erkannt und benutzt werden können. Am Vormittag werden die Bindungen in der Theorie erarbeitet und nachmittags in die Praxis umgesetzt, ganz nach Wunsch entweder an Musterwebstühlen oder an den Kontermarschwebstühlen.
Nun verwandeln sich die schwarzen und weißen Kästchen der Patrone in Kett- und Schussfäden aus unterschiedlichen Materialien, werden eng oder locker miteinander verkreuzt, Farben mischen sich und es tut sich eine große Tür in die Welt des Webens auf.

 
GROSSER SOMMERKURS - Weben I + II

Dieser Kurs vereinigt Kurs I und II in sich und bietet dazu sommerliche Erholung. Wir können die längere Dauer nutzen für unterschiedliche Schwerpunkte und zur Vertiefung durch Wiederholung, können uns auch mit den Werkstattzeiten nach dem Wetter richten, auf einem transportablen Kleinwebstuhl draußen unter der Kastanie arbeiten – oder auch mal einen Ausflug machen.

 
Die einzelnen Kurs finden Sie im Kalender

Modulkurse

Viele Webbegeisterte möchten nach den Grundkursen zum Einrichten des Webstuhls und der Einführung in die Bindungslehre das weite Feld der Webmöglichkeiten erobern und vielleicht mit Unterstützung einen Weg einschlagen, der nicht von der Theorie bestimmt wird, sondern aus dem Weben kommt.
Welche Farben und Garne sind für mein Projekt am besten geeignet? Wie stark bestimmt eine Bindung den Charakter eines Gewebes? Welche Auswirkungen haben Bindungen mit stets gleichen Flottungen oder mit wechselnd engbindenden und langflottenden Bereichen? Welche Strukturen kann ich erzeugen? Was tut sich bei den unterschiedlichen Nachbehandlungsarten in Verbindung mit verschiedenen Materialien?
Im Vordergrund dieses Lehrgangs steht das praktische Weben. Wie ein Grundton durchziehen die Aspekte Farbe – Bindung – Material – Produkt mit wechselnder Gewichtung den gesamten Lehrgang, im Tun wächst die Erfahrung, wird zu Können und Wissen.
Der Lehrgang besteht aus sechs Modulen. Diese können einzeln und unabhängig voneinander gebucht werden. In ihrer Gesamtheit bilden sie zuletzt eine Basis für souveränes lustvolles Weben, weil die ‚Werkzeugkiste‘ so gut gefüllt ist, dass kompetent eigene Webprojekte entwickelt und umgesetzt werden können.

GRUNDKENNTNISSE im Weben sind erwünscht

Weiteres zu den einzelnen Modulkursen finden Sie im Bereich Modulkurse.

...

Themenkurse

MIX & MATCH

Bindung - Material - Dichte
Diese drei Elemente bilden das große Spielfeld der Gewebeentwicklung.
In diesem Kurs wird es darum gehen, die gewohnten Pfade zu verlassen und durch Kombination unterschiedlichster Materialarten und -stärken sowie deren Dichte, einfachen Bindungen neues Leben einzuhauchen. Die Materialien werden analysiert, geordnet und dann in Kontrast zueinander gebracht. Eventuell provozieren die Materialmischungen auch zu Nachbehandlungen der Gewebe, um interessante Oberflächen und brauchbare Qualitäten zu erzielen.
Es entstehen an Musterwebstühlen Gewebeproben, die Anregungen für Arbeiten in der eigenen Werkstatt sein können.
VORAUSSETZUNG: Grundkenntnisse des Webens und Freude am Experiment.
Mitgebrachte Materialien sind willkommen.

BINDUNGEN FÜR SECHS SCHÄFTE
Der Grundkurs II mit den Variationen auf 4 Schäften hat Lust auf mehr gemacht?
Leinwand, Köper, ... Atlas! Mit mehr Schäften sind mehr Bindungen möglich, es kann noch vielfältiger gemustert werden.
Die Möglichkeiten auf 6-schäftigen Einzügen werden zuerst auf dem Papier erkundet. Auf Musterwebstühlen, entsteht an den Nachmittagen daraus - Stück für Stück - eine ganz individuelle Bindungsmustersammlung.
VORAUSSETZUNGEN: Grundkurs II - Einführung in die Bindungslehre
Ein eigener Musterwebstuhl kann gerne mitgebracht werden.

FÄRBEN - DRUCKEN - WEBEN

Im Vordergrund steht die Kette. Sie wird bedruckt, bemalt, gefärbt ... noch als Kettzopf oder schon auf dem Webstuhl.
Dazu passend kümmern wir uns ebenso um das Schussmaterial. Auch hier gibt es enorm viele Möglichkeiten der individuellen Gestaltung.
Wir nutzen meine Erfahrung, wagen zu experimentieren und verschiedenste Techniken auszuprobieren.
So ergeben sich immer wieder neue Möglichkeiten und Varianten, Farbe auf unsere Fäden zu bringen und Neuland zu betreten. Ist der Einstieg erst mal gefunden, fällt es nicht schwer, auch zu Hause weiterzuarbeiten.
GRUNDKENNTNISSE im Weben sind erwünscht

BILDWEBEN
In diesem Kurs erkunden wir die Möglichkeiten, Formen zu weben und Flächen durch Schraffieren und durch das Mischen von Garnen farbig zu gestalten. Die Techniken der Gobelinweberei ermöglichen das Weben von klar abgegrenzten Flächen sowie feinen Übergängen, Farbverläufen und faszinierenden Schattierungen.
Wenn die Webstühle eingerichtet sind, wählen wir Webvorlagen aus. Eigene Bildideen und Anregungen, wie beispielsweise Bilder aus der Natur, eine reizvolle Keramik, eine Kunstpostkarte, eine Farbstudie, ein Urlaubsfundstück .., sind willkommen. Daraus können wir gemeinsam eine Vorlage zum Weben entwickeln.
Dann folgen die Zusammenstellung der passenden Garne und anschließend der Einstieg in die Gobelintechnik.
Wir weben an Musterwebstühlen und es können gern auch eigene Webrahmen/Webstühle mitgebracht werden. Rechtzeitig vor Kursbeginn geht allen Teilnehmer/innen eine Liste der benötigten Utensilien (Stifte, Schere usw.) zu.
GRUNDKENNTNISSE im Weben sind erforderlich

DOPPELT UND DREIFACH
Mehrlagige Gewebe üben eine besondere Faszination auf passionierte WeberInnen aus. Denn sie haben mindestens zwei unterschiedliche Seiten, von denen die untere einmal oben und die obere auch mal unten erscheinen kann. Es entstehen Hohlräume, Schichtungen, oder gar Falten, die uns erlauben, Gewebe dreidimensional und ohne Nähte zu gestalten.
Wir ergründen in diesem Kurs die vielseitigen Möglichkeiten von mehrlagigen Geweben, weben erst am Musterwebstuhl und später in der Werkstatt. Dort setzen wir einzelne Projekte um, die unter Umständen auch den Einsatz von ungewöhnlichen Schussmaterialien wie z.B. Papier und Draht erfordern.
VORAUSSETZUNG: Kenntnisse im Weben und Patronieren
BITTE MITBRINGEN: Buntstifte, Klebstoff und kariertes Papier – nach Wunsch auch den eigenen Musterwebstuhl


GERSTENKORN UND GANSAUGENDRELL
Wir lassen uns anregen durch historische handgewebte Tücher von Bauerhöfen aus dem Wendland und der weiteren Region – aus handgesponnenem Leinen in Kette und Schuss – ungefärbt – von grob bis fein – geprägt von feinen und kräftigen Strukturen, bei edleren Tüchern partieweise gemustert nach Motiven, die auch aus der Damastweberei oder den skandinavischen Drellen bekannt sind.
Wir erkunden das Prinzip dieser Bindungen, entwickeln die Patronen und finden Variationen, sogar Scheindreherbindung ist möglich.
Am Musterwebstuhl setzen wir diese Bindungen in Gewebe um und gehen tätig den Fragen nach: Wie verändert sich die Wirkung der Bindung, wenn Farbe ins Spiel kommt – Wie wirkt handgesponnenes Leinen in feinem Industriegarn – Wie wäre wohl ein Wollplaid mit Gansaugendrell ... ein weites Feld ...
Auf Wunsch können auch Projekte am Trittwebstuhl realisiert werden und Handtücher, Tischläufer oder auch ein zartes Wolltuch in Scheindreherbindung entstehen.
VORAUSSETZUNGEN: Grundkenntnisse im Einrichten eines Webstuhls und Geläufigkeit im Patronieren (bis vier Schäfte)
 

Kursleiterinnen

SYLVIA BÜNZEL geb. 1961
1992 – 96 Weberklasse in Kukate; 1996 Gesellenprüfung; eigenes Atelier; langjährige Dozententätigkeit. Seit 2010 Gestalterin im Handwerk. Werkstattschwerpunkte sind Textilien für Raum, Wand und Fenster.

MARTINA FENNER-FELLMANN geb. 1963
Berufsbegleitende Ausbildung zur Webermeisterin 1998 – 1999, Meisterprüfung 2000, Werkstattleiterin der Handweberei Rosenwinkel 1998 – 2007, eigene Werkstatt ab 2007, Dozentin in Weberklassen seit 2007.

CORNELIA FEYLL geb. 1963
1981 – 84 Handweberlehre, 1991 – 98 Textildesignstudium an der Kunsthochschule Kassel, 2001 – 07 Designerin der Handweberei Rosenwinkel, Friedland. Seit 2007 Gestaltungsunterricht auf dem Werkhof Kukate. Vertretungsprofessuren und Lehraufträge für Textildesign an der Kunsthochschule Kassel und der Hochschule für Kunst und Design, Burg Giebichenstein in Halle.

CHRISTEL HEIMBUCHER geb. 1959
Webmeisterin, Ausbildung an der Berufsfachschule für Weberei und Webgestaltung in Sindelfingen, 1981 Gesellenprüfung, seit 1983 mit eigener Werkstatt selbstständig. 2013/14 Teilnahme am Universitätslehrgang 'Shuttle' der Kunstuniversität Linz, Dozentin in den Weber- und Meisterklassen, Mitglied im Gesellenprüfungsausschuss der Textilgestalter-Innung Nord.

IMKE HENZE geb. 1966
Meisterprüfung zur Damenschneiderin, 2004 – 07 Ausbildung zur Handweberin, seit 2008 eigene Werkstatt, Dozententätigkeit. 2016 Meisterprüfung, Mitglied im Gesellenprüfungsausschuss der Textilgestalter Innung Nord.

STEFANIE HOERENZ geb.1966
2004 – 2008 Weberklasse in Kukate, 2009 Gesellenprüfung, seit 2012 selbständig mit eigener Werkstatt und Ladengemeinschaft. Dozentin auf dem Werkhof.

HANNE PROTZMANN geb.1969
bis 2019 tätig als Dipl.-Wirtschaftsingenieurin in der Energiewirtschaft, 2012 – 2017 nebenberufliche Ausbildung zur Textilgestalterin im Handwerk, Fachrichtung Weben auf dem Werkhof Kukate, 2017 Gesellenprüfung, 2022 Meisterbrief, seit 2020 selbständig in eigener Handwebwerkstatt mit Kursbetrieb und Dozentin auf dem Werkhof.

USCHI SCHWIERSKE geb. 1946
bis 1998 Lehrerin für Sport und Textiles Gestalten, berufsbegleitende Ausbildung zur Weberin, 1989 Meisterprüfung, 1994 – 2016 eigene Werkstatt, zahlreiche Ausstellungsbeteiligungen.

INGE SEELIG geb. 1945
bis 1981 Lehrerin, 1979 - 84 berufsbegleitende Ausbildung zur Weberin, 1989 Meisterprüfung, Mitglied im Vorstand der Textilgestalter-Innung Nord; 1992 Einrichtung der Weberklassen, seitdem Schwerpunkt in der Ausbildung; Herausgeberin der Zeitschrift weben+.

KRISTINE VILTER geb. 1964
2004 – 2008 Weberklasse in Kukate, 2008 Gesellenprüfung, seit 2010 eigene Werkstatt, seit 2011 Koordination der Fachgruppe Bindungen und Beiträge in der Zeitschrift weben+, Dozentin in den Weberklassen.

 


impressum | datenschutzerklärung


Eine Produktion von gerhardziegler.com [theme: _m_lokales/post/ ver.]